Auf Distanz an einer neuen Corporate Identity arbeiten. Geht sowas? Und wie sieht das aus? Wir hatten schon ab und zu auf Distanz gearbeitet, auch bevor Corona uns ins Homeoffice schickte.
Über Skype, E-Mail und das altmodische Telefon entwickelten wir das Branding für ‘The Whale Run’, eine Initiative von Arne Feuerhahn und seinem Verein Hard to Port. Arne arbeitet von Deutschland aus. Außerdem reist er regelmäßig nach Island, um seiner besonderen Arbeit nachzugehen. Die Kabelfabriek befindet sich in Delft, den Niederlanden, genau zwischen diesen Orten.
Was macht Hard to Port?
Arne: Mit meinem Verein Hard to Port setze ich mich gegen den kommerziellen Walfang ein. Unsere Kampagne läuft schon seit 2015. Jedes Jahr fliegen wir nach Island, um die archaische Praxis des Walfangs sichtbar zu machen. Wir haben vor Ort viel Medienarbeit geleistet und den Zusammenschluss mit isländischen AktivistInnen gesucht. Glücklicherweise sehen wir viele positive Entwicklungen. In den letzten zwei Jahren, 2019 und 2020, gab es keinen kommerziellen Walfang mehr auf Island. Das hat verschiedene Gründe, aber ich behaupte mal zu sagen, dass es auch durch unseren Einsatz kommt, dass die Zahl der kritischen Stimmen auf Island gewachsen ist.
Was ist ‘The Whale Run’?
Arne: Diese erfolgreichen Entwicklungen, brachten mich zum Nachdenken: “Es müsste doch möglich sein, die isländische Bevölkerung mehr einzubeziehen? Und wie können wir das erreichen?” Während meiner Aufenthalte auf Island habe ich bemerkt, dass Isländer sehr sportbegeistert sind. So kam mir die Idee statt einer Demonstration, eine Sportveranstaltung, in diesem Fall einen Themenlauf, zu organisieren. Denn Demonstrationen wirken oftmals konfrontierend. Eine Sportveranstaltung hingegen spricht viele Menschen an, von Jung bis Alt. Deshalb ist sie eine inklusive und positive Form von Protest gegen den kommerziellen Walfang auf Island.
Wie hast du deine Idee umgesetzt?
Arne: Als Erstes habe ich für mich selbst ein grobes Konzept entwickelt. Um die Idee umzusetzen war es wichtig, ein visuelles Fundament zu schaffen: das Logo, die Typografie und die Farben. So bin ich auf euch gestoßen. Nachdem ihr diese Elemente entworfen habt, sind wir mit einem professionellen Fotografen aus Hamburg und zwei LäuferInnen nach Island geflogen. Dort haben wir ein Foto- und Videoshooting gemacht. Mit diesem Material konnten wir die Veranstaltung sichtbar machen und Menschen für die Idee begeistern. Zusätzlich haben wir auf verschiedenen Veranstaltungen für “The Whale Run” geworben.
Was sind die Vor- und Nachteile bei der Zusammenarbeit auf Distanz?
Arne: Die Zusammenarbeit mit der Kabelfabriek ist sehr gut gelaufen. Im Aktivismus ist Zusammenarbeit auf Distanz im Allgemeinen schwierig. Zum Glück bin ich schon ein paar Mal auf Island gewesen. Deshalb kenne ich die Gegebenheiten vor Ort. Die Umgebung von Reykjavik kenne ich gut und kann mir daher gut vorstellen, was man dort machen könnte. Trotzdem komme ich nicht drum herum ab und zu nach Island zu reisen, um mit den Menschen, und Organisationen vor Ort sowie den lokalen Behörden zu sprechen. Die Gemeinschaft auf Island ist ziemlich verschlossen. Das sage ich ohne zu urteilen, denn es hat etwas Schönes und Positives, aber dadurch ist es auch eine Herausforderung, als deutscher Verein die Menschen dort zu erreichen und ihr Interesse zu wecken. Das erfordert Einfühlungsvermögen und Fingerspitzengefühl, denn wir möchten natürlich gerne erreichen, dass die lokale Bevölkerung sich für diese Thematik interessiert und dadurch dazu beitragen möchte, etwas zu verändern.
Wie sind die Reaktionen?
Arne: Wir bekommen 100% positive Rückmeldungen. Ganz gleich ob die Reaktionen aus Deutschland, Island oder dem Rest der Welt kommen. Sport schafft einen Rahmen, an dem viele Menschen teilhaben können. Die Veranstaltung bekommt dadurch eine Art Festival-Charakter. Zudem ist es eine positive Weise, Veränderung zu bewirken, auf eine Art, die viele Menschen anspricht.
Was wünschst du dir für “The Whale Run”?
Arne: Durch die Corona Pandemie mussten wir die Veranstaltung für 2020 leider absagen. Wir hoffen, dass “The Whale Run” im Jahr 2021 zum ersten Mal gelaufen werden kann und dass mindestens die Hälfte der LäuferInnen aus Island kommen.